Der Zukunfts-Blog der Machine Vision People

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Zwei Themen sind aktuell in der Diskussion um fortschrittliche Mobilität sehr präsent: autonomes Fahren und ein generelles Tempolimit auf Autobahnen.

Bereits in unserem letzten Beitrag haben wir uns intensiv mit dem Für und Wider von generellen Geschwindigkeitsbeschränkungen befasst. Die Debatte um das selbst fahrende Auto fügt diesem Thema eine neue Facette hinzu. Kann es autonomes Fahren ohne Tempolimits überhaupt geben?

Fürsprechern eines generellen Tempolimits auf Autobahnen wird häufig vorgehalten, dass sie der Automobilindustrie als einer der wichtigsten deutschen Branchen schaden wollen. Man kann jedoch auch argumentieren, dass nicht das Tempolimit schädlich ist, sondern gerade der Verzicht darauf.

These: Der Verzicht auf ein Tempolimit ist innovationsfeindlich und schadet dem Wirtschaftsstandort Deutschland!

Schon die Entwicklung wird erschwert

Wie kann das sein? Schon die Entwicklung moderner Fahrzeugtechnik im Kontext der autonomen und automatisierten Mobilität kann durch das hohe Tempo auf den Autobahnen eingeschränkt werden. Entwickler können diese Autos nicht testen, solange sie davon ausgehen müssen, dass sich auf den Überholspuren andere Fahrzeuge mit teilweise über 250 Stundenkilometern bewegen.

Vor allem große Geschwindigkeitsunterschiede sind für autonome Fahrzeuge eine Herausforderung. Je schneller gefahren wird, desto eher kommt es zu Situationen, die ein selbstfahrendes Fahrzeug nicht bewältigen kann. Sie müssen beispielsweise erkennen können, ob ein Spurwechsel gefahrlos möglich ist. Umso rasanter andere Fahrzeuge herankommen, desto weiter nach hinten muss der Messbereich der Fahrzeugsensoren reichen. Diese haben aktuell jedoch lediglich eine Reichweite von circa 200 Metern. Dieser Umstand ist übrigens bereits heute ein Problem für aktuelle Fahrerassistenzsysteme.

Das 200 Meter Problem

Wenn ein autonomes Fahrzeug ohne Gefährdung die Spur wechseln möchte, dann müssen die Systeme mindestens 200 Meter nach hinten blicken können.

Ein Rechenbeispiel: bei einer Geschwindigkeit von 220 km/h beträgt der Reaktionsweg etwa 66 Meter. Dies ist die Strecke, die ein Fahrzeug innerhalb einer normalen Reaktionszeit von circa einer Sekunde zurücklegt. Hinzu kommt noch der Bremsweg, den das Fahrzeug benötigen würde, um nicht mit einem ausscherenden Fahrzeug zu kollidieren. Er beträgt bei einer Gefahrenbremsung jedoch gut 250 Meter.

Es ist offensichtlich, dass auf einer Strecke von 200 Metern zu wenig Zeit für das ankommende Fahrzeug zum Reagieren und zum Bremsen bleibt. Das heißt im Klartext, dass ein vollautonomes Fahrzeug in Deutschland erst dann eine Zulassung erhalten wird, wenn es solche Manöver ohne Gefahr meistern kann.

Menschen und Maschinen teilen sich die Straße

Daher braucht es zunächst ein Tempolimit, um autonomes Fahren sinnvoll einzusetzen. Dies ist schon damit zu begründen, dass sich in einer notwendigen Übergangsphase menschliche Fahrer und Maschinen längere Zeit gemeinsam auf unseren Straßen bewegen werden. Diese Art von Mischverkehr stellt für beide eine große Herausforderung dar, da autonome Fahrzeuge menschliches Verhalten nicht zuverlässig einschätzen können. Der Mensch ist in diesem System ein Unsicherheitsfaktor.

Daher gilt: je langsamer der Mischverkehr ist, desto sicherer ist das autonome Fahren und damit der Verkehr insgesamt. Der Verkehrsfluss wird durch die neue Art von Fahrzeugen, gemessen an den Höchstgeschwindigkeiten, also tendenziell langsamer. Gleichzeitig wird er jedoch auch gleichmäßiger und es entstehen weniger zeitraubende Staus. Aktuell würde das hohe Tempo auf den Autobahnen zur Konsequenz haben, dass ein autonomes Fahrzeug eher defensiv fährt. Wenn die Sensoren nicht sicher sein können, dass kein sehr schnelles Fahrzeug von hinten kommt, wird das Auto eher bremsen, statt zu überholen. Das führt insgesamt zu einer defensiven Fahrweise. Zusätzlich müsste der Fahrer den Verkehr aufmerksam beobachten um jederzeit eingreifen zu können.

Hohe Geschwindigkeit läuft dem Konzept „autonomes Fahren“ zuwider

These: Wer nicht auf die Straße blickt, will nicht vollautomatisiert rasen.

Dabei ist eine sinnvolle Erwägung, ob ein autonomes Auto überhaupt schneller als die Richtgeschwindigkeit auf deutschen Autobahnen fahren können sollte. Dies ist ein eher psychologisches Argument. Es steht die Frage im Raum, ob eine Geschwindigkeit von 200 km/h und mehr sich überhaupt zum entspannten Reisen auf der Straße eignet.

Jede hektische Fahrzeugbewegung bringt die Passagiere durcheinander. Also müssen heftige Beschleunigungsvorgänge oder hektisches Lenken und schnelle Spurwechsel ausgeschlossen werden.

Wer A sagt, muss auch B sagen

These: Die Regierung wird nicht darum herumkommen, ein überwachtes allgemeines Tempolimit auf  Autobahnen festzulegen.

Die Politik hat autonomes Fahren als eines seiner Mobilitäts-Ziele auserkoren. Sie wird also gar nicht anders können, als das Tempo auf deutschen Autobahnen dauerhaft zu begrenzen. Um sicherzustellen, dass Tempolimits eingehalten werden, ist die Geschwindigkeitsüberwachung nach wie vor das Mittel der Wahl. Innovative Lösungen erhöhen die Verkehrssicherheit und werden bereits heute von einer Mehrheit der Bevölkerung als notwendig angesehen. Tempolimits wiederum leisten nicht nur einen Beitrag zur Senkung von Todesfällen und schweren Verletzungen. Auch der Umwelt kommt eine geringere Durchschnittsgeschwindigkeit zugute, denn die CO2-Belastung sinkt.

VITRONIC, als innovatives und zukunftsorientiertes Unternehmen, überlegt daher schon heute welchen Beitrag wir mit unseren Lösungen leisten können, damit autonomes Fahren Realität werden kann. Wir sind bereit für die Zukunft und den Wandel. Autonomes Fahren ist sinnvoll, um den Verkehr insgesamt sicherer zu machen. Im vergangenen Jahr sind deutschlandweit 3.046 Menschen bei Unfällen im Straßenverkehr getötet worden. Unser Ziel ist die Realisierung der Vision Zero, sodass es keine schweren Unfälle und keine Toten mehr auf den Straßen zu verzeichnen gibt.

Daher ist die zeitnahe Einführung eines generellen Tempolimits eine Chance für die zukünftigen Mobilitätskonzepte und erhöht die Sicherheit im Straßenverkehr.

Fazit

Kurz gesagt

  • Tempolimits sind notwendig, um autonomem Fahren zum Durchbruch zu verhelfen
  • Große Geschwindigkeitsunterschiede sind eine Herausforderung
  • Hohes Tempo läuft dem Konzept von entspanntem chauffiertem Reisen zuwider
  • Die Einhaltung des Tempolimits auf Autobahnen muss mit innovativer Technik überwacht werden

Ohne Tempolimit kein autonomes Fahren

Die hohen Geschwindigkeiten auf den Autobahnen erschweren die Entwicklung und verhindern die flächendeckende Verbreitung autonomer Mobilität in Deutschland. Ausgeprägte Geschwindigkeitsunterschiede auf den Fahrspuren und der Mensch als Unsicherheitsfaktor überfordern die Fähigkeiten autonomer Fahrzeuge. Für lange Zeit werden von Menschen geführte und autonome Fahrzeuge gemeinsam auf den Straßen unterwegs sein. Daher ist ein generelles Tempolimit in Kombination mit Geschwindigkeitsüberwachung die einzige Möglichkeit, um dem Innovationsdilemma in diesem Entwicklungsbereich zu entgehen.

Tim Bissé

Tim Bissé

Produktmanager Traffic Technology
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tim.bisse@vitronic.com
Telefon
+49 174 2081154
Mein Name ist Tim Bissé. Ich arbeite als Produktmanager für den Bereich Traffic Technology bei VITRONIC. Wir müssen den kompletten Verkehrsraum mit all seinen Teilnehmern im Blick haben, um innovative Lösungen zu gestalten.

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